Was ist PEP®?
PEP® (Prozess- und Embodimentfokussierte Psychologie) wurde von dem deutschen Psychiater und Psychotherapeuten Dr. Michael Bohne entwickelt. Sie kann sowohl im situations- und berufsbezogenen Coaching eingesetzt werden (ohne dass eine psychische Störung vorliegt) als auch als psychotherapeutisches Zusatzverfahren, z. B. bei Angststörungen, Typ-I-Traumata oder Depressionen. Ebenso eignet sich PEP® ideal zur emotionalen Selbsthilfe für die Klient*innen zu Hause.
Eingeflossen in die Methode sind effektive und wirksame Elemente aus der Hypnotherapie, der systemischen Therapie, der Tiefenpsychologie, der Verhaltenstherapie sowie aus körperorientierten Therapieschulen. In Reduktion auf die wesentlichen wirksamen Elemente dieser Therapieschulen ist PEP® eine Art kompakter psychotherapeutischer "Brühwürfel" (so sagt und beschreibt es der Entwickler der PEP®-Methode, Dr. Michael Bohne).
Weil das komplexe psychotherapeutische Vorgehen hier stark reduziert ist - auf Interventionen mit besonders großer Wirksamkeit -, muss es wiederum ganz genau strukturiert sein in seinem Ablauf. Ganz konkrete Einzelschritte und Interventionen folgen aufeinander, nach bestimmten Schemata. Auch die Formulierungen, die der Klient mit dem Therapeuten entwickelt und laut ausspricht, sind in wesentlichen Teilen in der Methode konkret vorgegeben. Oft wird das Satzende durch den Klienten auf sein eigenes Erleben und Empfinden angepasst.
Wesentliche Elemente von PEP® sind:
- die Regulierung belastender Emotionen durch Beklopfen bestimmter Körperpunkte in einer konkreten Reihenfolge
- Selbstakzeptanz- bzw. Selbststärkungsübungen (sprachliche Affirmationen)
- konkrete Zwischenentspannungen zur Erhöhung der neuronalen Verarbeitung
- Bearbeitung von fünf typischen Lösungsblockaden / Big Five Lösungsblockaden (Selbstvorwürfe, Fremdvorwürfe, Erwartungshaltungen, Altersregressionen, dysfunktionale Loyalitäten) durch sprachliche und motorische Interventionen
- Aufdecken unbewusster Loyalitäten und Lösungsblockaden durch den Kognitiven Kongruenz-Test (KKT), einem Fragebogen, der mündlich von Coach und Klient durchgesprochen wird
- das Selbstwerttraining u.a. bei Auftrittsängsten, das ebenfalls einem bestimmten Ablauf folgt und sprachliche wie motorische Interventionen beinhaltet
Den Interventionen bzw. Übungen geht eine Analyse der belastenden Situationen voran. Der Ablauf ist "prozessorientiert", das heißt: Trotz aller Strukturierung sind die Einzelelemente (Klopfen, Big-Five-Lösungsblockaden, KKT, Selbstwerttraining) flexibel im Ablauf einsetzbar. Daher das erste „P“ in „PEP“.
Das „E“ in „PEP“ – embodimentfokussiert – kommt von „Embodiment“, engl. für „Verkörperung“, und steht für die sich in Psychologie und Neurowissenschaften immer breiter durchsetzende Erkenntnis, dass es vielfältige Wechselwirkungen zwischen Körper und Psyche gibt. Letztlich erfolgt über das „Klopfen“ sowie weitere motorische Interventionen in der PEP® eine Stimulation bestimmter Nerven. Dabei ist nicht genau klar, auf welche Nerven es genau wirkt und ob mehr durch Hautnervengeflechte, über Vibrationen in den Knochen oder über andere lokale Nervenendigungen.
Man geht aber in der PEP-Forschung und Sekundärliteratur von einer Verstörung neuronaler Aktivitäten aus. Das heißt, die üblichen, störenden Gedankenmuster sowie die verfestigten Interaktionsmuster zwischen Gefühlen, Körperempfindungen und Gedanken werden verstört, unterbrochen. Und durch gleichzeitige Selbststärkungsübungen und Affirmationen (also Aussagesätze, die man ausspricht) werden alternative neuronale Verbindungen aufgebaut oder früher bereits bestehende hilfreiche Nervengeflechte im Gehirn wieder aktiviert. – Im Prinzip werden mit PEP® direkt und sehr schnell Veränderungen im Gehirn bewirkt und angestoßen, und zwar genau da, wo es sie in der akuten psychischen Situation des/der Klient*in braucht. Es gibt keine großen „Umwege“ oder „Suchbewegungen“ in lang andauernden Gesprächen. Die Lösungsorientierung steht im Vordergrund: Man hält sich nicht lange beim Problem auf, sondern geht nach dem Vorgespräch direkt in die Interventionen.
Die Klienten entwickeln außerdem Affirmationen für das Üben zu Hause, in denen ihr Problem von einer ganz anderen Seite angeschaut wird. Diese Methode aus der Systemischen Therapie und Beratung nennt sich "Reframing" und ist fester Bestandteil von PEP®. Ebenso fester Bestandteil sind Humor und Leichtigkeit, und so kommt es in der PEP-Praxis auch häufig zu lustigen Momenten – man glaubt es kaum, es muss nicht alles schwer sein in der Therapie! Die Affirmationen, welche die Klienten in ihr "Lunch-Paket" für zu Hause mitbekommen sind nicht selten gespickt von Humor und Leichtigkeit.
Die Interventionen zur emotionalen Selbstregulierung (Klopfen) und zum Lösen der typischen inneren Blockaden (Big-Five-Lösungsblockaden) kann der Klient / die Klientin mit etwas Übung einfach zu Hause anwenden und kommt somit unter Umständen sogar um eine Vielzahl an Coaching- oder Psychotherapie-Sitzungen herum. PEP® stärkt die Selbstwirksamkeit, Selbstfürsorge und die Selbstbeziehung der Klient*innen.
Mehr Informationen zur PEP®-Methode finden Sie auf der Website von Dr. Bohne (hier der Link), in seinen Buch-Publikationen sowie in Videos, die ebenfalls über die Website erreichbar sind.
Hochaktuelle Übersicht des Forschungsstandes und Erläuterung der Wirkmechanismen
Im Juli 2022 ist nun endlich ein Buch erschienen, auf das alle mit Klopftechniken arbeitenden Therapeut:innen lange gewartet haben: "Emotionale Erinnerung - Klopfen als Schlüssel für Lösungen" von der Ärztin, Forscherin und PEP-Therapeutin, Dr. Antonia Pfeiffer.
Der Untertitel verrät, was diese Publikation enthält: "Neurowissenschaftliche Wirkhypothesen der Klopftechniken". Ich bin sehr glücklich darüber, dass ich selbst als Lektorin und Redakteurin an dem Buch mitwirken konnte. Hier sind zahlreiche Studien zur Wirksamkeit von Klopftechniken (v. a. von EFT, einem Vorläufer von PEP®) bei verschiedenen psychischen Erkrankungen (v. a. PTBS, Angststörungen, Phobien) zusammengefasst. Und zwar ausschließlich solche, die in führenden medizinwissenschaftlichen Journals publiziert werden durften. Außerdem sind die hervorragend erklärten Studien zur Wirksamkeit von EFT und
PEP® hochaktuell: Die jüngsten zitierten Studien stammen vom Beginn des Jahres 2022.
Auch die Erklärungen, warum das Klopfen so gut wirkt, was da auf körperlicher Ebene passiert, sind sehr gut verständlich und mit vielen Beispielen anschaulich gemacht. Unter anderem wird erläutert, welche Wirkmechanismen im Gehirn und im peripheren Nervensystem hier die zentralen Wirkungen der Klopftherapien (= Runterregulierung belastender Emotionen und "Update" traumatischer Erinnerungen) hervorrufen.
Hier der Link zu dem Buch des Carl-Auer Verlags:
Was sagt die Forschung noch?
Inzwischen gibt es erste Hirnforschungsstudien und Dissertationsprojekte mit PEP® an der Medizinischen Hochschule Hannover. Genauer erklärt sind die Studienergebnisse der ersten fMRT Klopfstudie weltweit unter diesem Link. Publiziert wurde sie in englischer Sprache im Fachmagazin BMC Neuroscience. Auch in spezifischen klinischen Kontexten konnte die Wirksamkeit der PEP® wissenschaftlich nachgewiesen werden, z. B. beim Alkohol-Craving. Zudem haben Studien mit älteren Klopftechniken eine signifikante therapeutische Wirkung bei der Lösung von Ängsten im Rahmen Posttraumatischer Belastungsstörungen gezeigt. Mehr hierzu in: M. Bohne, Psychotherapie und Coaching mit PEP, Neuauflage 2021, Kap. zu Wirkhypothesen und Forschungsergebnissen.
Ich nehme aktuell (2024) auch an einer PEP-Studie teil, in der die PEP-Methode in der Behandlung von Depressionen untersucht wird. Mehr dazu unter diesem Link.