Ängstliche / vermeidende Persönlichkeitsstörung


Woran erkennt man die Ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung?

Menschen mit einer ängstlich-vermeidenden Persönlichkeitsstörung haben sehr große Probleme im Kontakt und in Beziehungen mit anderen Menschen. 

Sie leiden unter Minderwertigkeitsgefühlen, starker Selbstunsicherheit und zugleich dem Wunsch nach Anerkennung, Zuneigung und Akzeptanz. Die Betroffenen sind daher leicht kränkbar und hochempfindlich bei möglicher Ablehnung und Zurückweisung. 

Das führt zu Vermeidungstendenzen und Distanzverhalten in ihren Beziehungen. Hinzu kommt häufig das Unterdrücken von Gefühlen und Aggressionen, die sich folglich aufstauen und dann plötzlich mit voller Wucht hervorbrechen. 

Betroffene von ängstlich-vermeidender Persönlichkeitsstörung machen sich im Zusammenhang mit sozialen Situationen permanent Sorgen, ob sie gemocht werden, ob sie wichtig, interessant oder attraktiv für andere sind. 

Dem zugrunde liegt ein in der Kindheit und Jugend geprägtes Erleben, eben nicht attraktiv, wichtig oder interessant zu sein. 

In der Folge kommen sie nicht aus sich raus, treten kaum in Kontakt mit anderen (mit Blicken oder Small Talk), und sorgen eher für Irritationen oder werden gar nicht wahrgenommen. Die Betroffenen realisieren also im hohen Maße „selbsterfüllende Prophezeiungen“, ohne es zu merken.
 
Die erneuten Negativerfahrungen mit anderen Menschen dienen sodann als Beweis für ihr Selbstbild, nicht gemocht zu werden.

Da ihr schüchternes, sozial sehr gehemmtes Verhalten bereits in Kindheit und Jugend entstanden ist, fällt es ihnen schwer, ein anderes Verhalten zu zeigen. Sie wissen oft gar nicht, wie das geht und was in welcher Situation „richtig“ ist.


Häufigkeit und Abgrenzung zu ähnlichen Störungen

Die ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung ist die häufigste Persönlichkeitsstörung. Und sie ist zugleich die am wenigsten „ich-syntone“. Das heißt, die Betroffenen verstehen oft selbst nicht, warum sie sich so verhalten und würden das gerne ändern können.

Aufgrund der Ähnlichkeiten ist die ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung auf den ersten Blick schwer abgrenzbar von Sozialer Phobie und Generalisierter Angststörung. Ein zentrales Unterscheidungsmerkmal ist der Beginn der Persönlichkeitsmerkmale (soziale) Ängstlichkeit, Schüchternheit und Selbstzweifel bereits in Kindheit oder Jugend.

Nicht selten leiden die Betroffenen aufgrund ihres andauernden Grübelns und der Selbstabwertungen zusätzlich unter Depressionen. 


Psychotherapie bei Ängstlich-vermeidender Persönlichkeitsstörung

Da die Symptome Teil der eigenen Persönlichkeit sind, ist die Psychotherapie von Ängstlich-vermeidender Persönlichkeitsstörung ein langer Prozess, z.T. verbunden mit zeitweisen Klinikaufenthalten. In der Therapie geht es vor allem darum, im Erleben und Verhalten flexibler zu werden und neue Erfahrungen zu machen, die das Bild von sich und anderen ein Stück weit korrigieren können. 


Meine Psychotherapie-Ansätze bei Ängstlich-vermeidender Persönlichkeitsstörung sind: Verhaltenstherapie, Kognitive Therapien sowie insbesondere die Schematherapie – eines von mehreren Therapieverfahren, die speziell für die Therapie von Persönlichkeitsstörungen entwickelt worden.


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Hintergrundwissen: Persönlichkeitsstörungen

Entstehung in Kindheit und Jugend

Persönlichkeitsstörungen entstehen, wenn Kindheit und Jugend der betroffenen Person dauerhaft belastend und schwer sind. - Die Betroffenen können z.B.:

  • vernachlässigt worden sein, 
  • regelmäßig verbale oder körperliche Gewalt erlitten haben, 
  • in sehr instabilen Verhältnissen aufgewachsen sein mit Wechseln von Bezugspersonen oder häufigen Ortswechseln, 
  • ein zerrüttetes Elternhaus erlebt haben 
  • oder psychisch kranke Elternteile.



Psychische Grundbedürfnisse sind dadurch dauerhaft zu kurz gekommen, beispielsweise die Bedürfnisse: 

  • wahrgenommen zu werden mit den eigenen Emotionen und Wünschen, 
  • Anerkennung und Lob zu bekommen, 
  • liebevolle Zuwendung oder Trost zu bekommen, 
  • selbstständig zu werden und Dinge allein auszuprobieren, 
  • selbst entscheiden zu können usw.



Feste Schemata und Muster: über sich und andere

Dadurch entstehen sozusagen in den Köpfen der Kinder, die das erleben müssen, bestimmte Konzepte darüber:

  • wie die Welt ist,
  • wie die Menschen sind,
  • wie sie sich verhalten müssen, um ihre Bedürfnisse erfüllt zu bekommen.



Und so prägen sich typische Verhaltensmuster, Interpretations- und Denkmuster sowie emotionale Muster aus, die fortan die Persönlichkeit prägen. 

Diese Muster sind für Nicht-Betroffene häufig auffällig und z.T. störend oder irritierend, nicht nachvollziehbar. Hingegen erleben die Betroffenen von Persönlichkeitsstörungen ihre Muster meist als völlig richtig und normal (Symptome sind "ich-synton"). 

Es entstehen somit schnell Konflikte zwischen Menschen mit und Menschen ohne Persönlichkeitsstörung. Beziehungen können schwer eingegangen bzw. dauerhaft aufrechterhalten werden, was zu einem erheblichen Leidensdruck auf beiden Seiten führt.

Die Erlebens- und Verhaltensmuster von Menschen mit Persönlichkeitsstörungen sind sehr rigide und können später nur noch schwer korrigiert werden. In einer Therapie ist dies jedoch teilweise und bis zu einem gewissen Grad möglich.
 
Es gibt inzwischen spezielle Therapien für Persönlichkeitsstörungen, u.a. die Schematherapie, mit deren Methoden ich auch arbeite. 


Welche Persönlichkeitsstörungen gibt es?

Es gibt zahlreiche verschiedene Typen von Persönlichkeitsstörungen. Bei Wikipedia gibt es eine Übersicht über die verschiedenen Persönlichkeitsstörungen mit jeweiligen Diagnosekriterien.


Werden nicht alle Diagnosekriterien für eine Persönlichkeitsstörung erfüllt, jedoch die meisten, so kann man von einer abgeschwächten Form, der Persönlichkeitsakzentuierung, sprechen.